Eine junge Frau sitzt vor Ihrem Laptop und versucht unter der Brille ihre Augenpartie zu massieren. Ihre Augen sind geschlossen.
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Bildschirm-Migräne: Das hat mir geholfen

320 Sonnentage im Jahr: Was sich für viele wie ein Traum anhört, wurde für den in Malaga lebenden Lancei Keita zur Qual. Der junge Mann entwickelte eine Migräne, ausgelöst durch Licht. Grelles Sonnenlicht und starke Lichtreflexe, aber auch Neon- und Bildschirmbeleuchtung setzten ihn immer wieder außer Gefecht. Die Migräne-Attacken dauerten oft tagelang. Das war vor zehn Jahren. Seitdem hat der 37-Jährige einiges in seinem Leben verändert und gelernt, wie er sich vor Migräneanfällen schützen kann.  

„Damals hat die Migräne mein Leben stark beeinträchtig“, berichtet Lancei Keita. „Immer wenn ich mich draußen länger in der Sonne aufhielt oder zu lange vor meinem Laptop saß, hatte ich am nächsten Tag starke Kopfschmerzen und fühlte mich elendig. Das passierte bis zu drei Mal im Monat.“ Anfallsartig auftretende Kopfschmerzen, pochend und stechend, aber auch Sehstörungen und Übelkeit zwangen ihn sich zuhause zwei oder drei Tage lang in einem verdunkelten Raum einzuschließen. „Gefühlt war ich ständig krank. Ich hatte es satt, andauernd komplett auszufallen. So konnte es nicht weitergehen.“ Noch in Malaga suchte Keita einen Migräne-Spezialisten auf. Dieser behandelte ihn und brachte ihm vor allem bei, wie er Licht-Trigger abmildern und erste Anzeichen einer Migräne erkennen konnte, um reagieren zu können, bevor die Migräne-Symptome ihn übermannten. Denn die Lichtempfindlichkeit an sich lässt sich nicht behandeln.

„Bin ich draußen in der Sonne, trage ich immer eine Sonnenbrille. Auch versuche ich, starke Lichtreflexe oder Lichtspiegelungen zu vermeiden“, erzählt Lancei Keita. „Das gelingt mir nicht immer. Vergesse ich mal, meine Sonnenbrille aufzusetzen, erhalte ich am nächsten Tag sofort die Quittung dafür: starke Kopfschmerzen.“ Sonnenbrillen können bis zu 85 Prozent des Sonnenlichts blockieren und so das lichtempfindliche Auge schützen. Sie dämpfen alle Lichtanteile gleichmäßig, eignen sich aber nicht für das dauerhafte Tragen in Innenräumen. Die Augen könnten dann noch empfindlicher auf helles Licht reagieren.

Lancei Keita hat seine Migräne mittlerweile gut im Griff.

Fakten über Migräne

  • Rund 10 bis 15 Prozent der Deutschen leiden unter Migräne, Frauen dreimal so häufig wie Männer. Die meisten Migräne-Patienten sind erwerbstätig.
  • Migräne ist die Nr. 1 unter den chronischen Erkrankungen bei den unter 50-Jährigen.
  • Migräne kann durch Vieles ausgelöst werden, z. B. durch Lichtreize, Lärm, Stress oder auch durch Veränderungen des Schlafs, des Wetters, des Hormonspiegels, der Ernährung.
  • Häufigkeit und Dauer einer Migräne-Attacke variieren. Manchmal kennen Betroffene Zeichen der Ankündigung. Tageweise kann Migräne sehr krank machen.
  • Migräne hat eine genetische Komponente, d. h. eine geerbte Veranlagung liegt vor.
  • Migräne ist nicht heilbar.

Bei Bildschirm-Migräne: Blaulicht reduzieren

Darüber hinaus empfahl ihm sein Arzt, bei der Nutzung von Bildschirmen den Blaulichtanteil zu reduzieren. „Auf meinem Handy-Display verwende ich beispielsweise eine Folie mit einem Blaufilter. Diese reduziert den Anteil des blauen Lichts und sorgt so für wärmeres Licht.“ ergänzt Keita. Blaulicht-Schutzfolien gibt es für alle Bildschirmgrößen. Sie blockieren bis zu 90 Prozent der schädlichen Blaulicht-Emissionen. Blaue Lichtwellen gehören zu den kurzwelligen im sichtbaren, elektromagnetischen Spektrum. Sie liegen in einem Wellenlängenbereich zwischen 380 und 450 Nanometern und zählen zu den energiereichsten. Je kürzer die Wellenlänge von Licht ist, desto mehr Energie speichert es. Das erklärt, warum blaues Licht gefährlicher ist als anderes Licht.

Blaulicht findet sich überall, auch im natürlichen Licht. Dort steuert es beispielsweise die Produktion des Schlafhormons Melantonin und damit den Schlaf-Wach-Rhythmus. Sonnenlicht enthält jedoch mehr Gelb- und Rotanteile als künstliches Licht. Die Bildschirmbeleuchtung von Monitoren enthält oft einen sehr hohen Blaulichtanteil. Smartphones, Computer, TV-Bildschirme – künstliche Quellen für blaues Licht sind sowohl in unserem Berufsalltag als auch in unserem Privatleben allgegenwärtig. Werden sie häufig genutzt, kann das gesundheitliche Risiken mit sich bringen. Ein zu großer Anteil an blauem Licht kann ein Trigger für Migräne sein.

„Am Laptop und vor dem Fernseher trage ich immer eine Brille mit Blaufilter, um mich vor Migräneanfällen zu schützen“, erklärt Lancei Keita, der heute in der Nähe von Köln lebt. „Ebenso bei der Arbeit.“ Selbst wenn er als Zugbegleiter im Thalys unterwegs von Köln nach Brüssel oder Paris ist, gehört die Nutzung von Displays zum Alltag. Das Tragen der Brille hilft ihm, das Monitor-Blaulicht zu reduzieren. Eine weitere Möglichkeit, die Farbtemperatur von Smartphone, Tablet oder Laptop zu verändern, ist die Aktivierung des Nachtmodus. Dieser schaltet die blauen Pixel aus, wodurch der Screen eher warm und rötlich wirkt.

Wie Lancei Keita berichten viele Kopfschmerz- und Migränepatienten von einem prophylaktischen Effekt der Blueblocker Brillen, die den Blaulichtanteil aus dem Licht herausfiltern. Belegbare Studien gibt es bislang dazu allerdings nicht. Die Funktionsweise der sogenannten Blueblocker Brillen ist ganz einfach: Brillen mit Blaulichtfilter filtern kurzwelliges blaues Licht mit einer Wellenlänge von 380 bis 480 Nanometern heraus und reduzieren das sogenannte Streulicht, das unter anderem die Fokussierung verschlechtert und die Augen müde macht. Blaulicht-Brillen können auch in individueller Glasstärke geschliffen werden.


Migräne: Erste Anzeichen erkennen

Oft kündigt sich bei Lancei Keita der starke Migränekopfschmerz durch eine sogenannte Auraphase mit Sehproblemen und einer Wahrnehmungsveränderung oder Sensibilitätsstörung an Armen oder Beinen an. Das ist bei rund 20 Prozent aller Migräne- Betroffener der Fall. Diese Phase beginnt in der Regel weniger als eine Stunde vor den Kopfschmerzen. Sie kann zwischen fünf und 60 Minuten andauern. „Auf meinem rechten Auge kann ich dann nicht mehr klar sehen. Meine Arme und Beine fühlen sich wie eingeschlafen an“, so Keita, der inzwischen in der Nähe von Köln lebt.

„Sobald ich erste Anzeichen eines Migräneanfalls bemerke, nehme ich vorbeugend eine Paracetamol ein. Auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt noch keinen Migränekopfschmerz habe.“ Die Einnahme von Notfallmedikamenten kann die Migräne stoppen. Für manche Menschen sind rezeptfreie Schmerzmittel wie Paracetamol, Ibuprofen oder Kombinationspräparate, die auch Koffein enthalten, hilfreich, wenn sie zu Beginn der Symptome eingenommen werden.


„Heute habe ich die Migräne gut im Griff. Ich habe höchstens vier oder fünf Mal im Jahr eine Attacke“, resümiert Lancei Keita. „Denn ich weiß, was ich tun muss, um Licht-Trigger zu vermeiden. Ich habe gelernt, mit meiner Migräne zu leben.“

Bildschirm-Migräne lindern –
noch mehr Tipps

  • Blaulicht filtern bzw. meiden.
  • Grelle Deckenbeleuchtung ausschalten und auf Leuchtstoffröhren verzichten, stattdessen auf warmes und dimmbares Licht setzen.
  • Natürliches Licht im 90-Grad-Winkel auf den Schreibtisch fallen lassen.
  • Auf die Bildschirmposition achten: Die natürliche Blickrichtung ist leicht nach unten geneigt. Die obere Bildschirmkante sollte ungefähr eine Handbreit unter der Augenhöhe liegen.
  • Regelmäßig Bildschirmpausen einlegen: alle 45 Minuten 5 Minuten pausieren.
  • Bildschirmzeit reduzieren: Spazierengehen statt Fernsehen
  • Notfallmedikamente wie rezeptfreie Schmerzmittel rechtzeitig einnehmen.
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