Leiden Sie auch unter Nackenschmerzen?
Eine Studie des Robert-Koch-Instituts zeigt: 45,7 Prozent der Deutschen leiden unter Nackenschmerzen. Sie sind ein weit verbreitetes Problem am Arbeitsplatz. Wir haben einen genauen Blick darauf geworfen, welche Kräfte auf den Nacken wirken. Zusammen mit der Physiopraxis „Beweglichmacher“ möchten wir Ihnen einige Tipps zum Vorbeugen von Nackenschmerzen geben und auf Fehler im Alltag hinweisen, die die Ursache sein können.
Welche Kräfte wirken auf den Nacken?
Unser Nacken besteht aus einer komplexen Struktur von Knochen, Sehnen und Bändern, die alle zusammenarbeiten, um den Kopf zu stützen und zu bewegen. Im Arbeitsalltag wirken verschiedene Kräfte auf diese Struktur.
Kompressionskräfte: Diese Kräfte wirken entlang der Längsachse der Halswirbelsäule und resultieren aus dem Gewicht des Kopfes, der durchschnittlich etwa 4,5 bis 5,5 Kilogramm wiegt. Bei einer schlechten Sitzhaltung oder einem nach vorne geneigtem Kopf kann sich diese Belastung erheblich erhöhen.
Scherkräfte: Diese Kräfte wirken parallel zur Oberfläche der Wirbelkörper und treten häufig auf, wenn der Kopf in einer ungünstigen Position gehalten wird. Scherkräfte können die Bandscheiben und die Wirbelgelenke belasten und zu Schmerzen führen.
Zugkräfte: Diese Kräfte entstehen, wenn Muskeln und Sehnen gedehnt werden, etwa wenn man den Kopf in eine ungewöhnliche Position bewegt oder längere Zeit in einer angespannten Haltung verharrt.
Was sind die Ursachen und wie kann man Nackenschmerzen vorbeugen?
Chronische Nackenschmerzen können den Alltag stark beeinträchtigen und die Lebensqualität erheblich einschränken. Von Verspannungen und Überlastungen über Fehlhaltungen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen können die Ursachen vielfältig sein. Stress ist eine natürliche Reaktion des Körpers auf Herausforderungen und Bedrohungen. Er mobilisiert Energie und Aufmerksamkeit, um mit schwierigen Situationen umzugehen. Ein häufiger Nebeneffekt von Stress ist die unbewusste Anspannung der Muskulatur. Besonders betroffen sind oft die Muskeln im Nacken- und Schulterbereich. Dies hat mehrere Gründe:
Schutzreaktion: Der Körper zieht bei Stress unbewusst die Schultern hoch, um die empfindliche Nackenregion zu schützen. Diese Haltung führt zu einer chronischen Überlastung der Nackenmuskulatur.
Dauerhafte Anspannung: Bei chronischem Stress bleibt der Muskeltonus, also die Grundspannung der Muskeln, erhöht. Diese permanente Anspannung erschwert die Durchblutung der betroffenen Muskeln, was zu einer verminderten Sauerstoffversorgung und einem Abbau von Stoffwechselendprodukten führt. Die Folge sind schmerzhafte Verspannungen.
Fehlhaltungen: Stress beeinflusst auch die Körperhaltung. Menschen unter Stress neigen dazu, ungesunde Haltungen einzunehmen, etwa am Schreibtisch. Solche Fehlhaltungen begünstigen zusätzlich die Entstehung von Nackenverspannungen.
Die Physiopraxis „Beweglichmacher“ hat täglich mit Patienten zu tun, die über Nackenschmerzen klagen. „Physiotherapie bietet eine ganzheitliche Herangehensweise zur Linderung von Nackenschmerzen und zur Wiederherstellung der Mobilität“, sagen die Mitarbeiter aus der Physiopraxis „Beweglichmacher“ und erklären uns die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten:
Bewegungsübungen und Dehnungen:
Gezielte Übungen und Dehnungen können helfen, die Flexibilität und Beweglichkeit des Nackens zu verbessern. Dein Physiotherapeut kann individuelle Übungsprogramme entwickeln, die auf deine Bedürfnisse zugeschnitten sind, um die Muskeln zu stärken und Verspannungen zu lösen.
Manuelle Therapie:
Durch gezielte manuelle Techniken wie Massage, Mobilisation und Manipulation kann die Beweglichkeit der Wirbelsäule verbessert und die Spannungen in den Muskeln und Gelenken reduziert werden. Dies kann dazu beitragen, Schmerzen zu lindern und die Funktionsfähigkeit des Nackens wiederherzustellen.
Haltungskorrektur:
Eine schlechte Haltung kann zu Nackenschmerzen beitragen oder sie verschlimmern. Dein Physiotherapeut kann dir dabei helfen, die Haltung zu verbessern und ergonomische Anpassungen am Arbeitsplatz oder im Alltag vorzunehmen, um Belastungen des Nackens zu reduzieren.
Entspannungstechniken:
Stress kann Nackenverspannungen verstärken und zu chronischen Schmerzen führen. Gemeinsam mit deinem Physiotherapeuten kannst du Entspannungstechniken wie Atemübungen, progressive Muskelentspannung und Yoga vermitteln, um Stress abzubauen und die Muskelspannung zu reduzieren.
Patientenaufklärung und Selbstmanagement:
Ein wichtiger Teil der Physiotherapie ist die Aufklärung des Patienten über die Ursachen von Nackenschmerzen und die besten Strategien für das Selbstmanagement. Dies kann die richtige Körperhaltung im Alltag, ergonomische Tipps und Übungen zur Selbsthilfe umfassen.
Tipp für den Alltag: Effektive Übungen rund um die Mobilisation:
Bevor Sie starten: Stellen Sie sicher, dass Sie ausreichend Platz haben und einen sicheren Stand. Führen Sie jede Übung 10x (pro Seite) aus und gehen Sie im Anschluss erfrischt den Rest Ihres Arbeitsalltags an.
Vermeiden Sie
Stress: Psychischer Stress kann Muskelverspannungen im Nackenbereich auslösen und verstärken.
Schlechte Sitzhaltung: eine unergonomische Sitzposition kann dazu führen, dass der Kopf nach vorne geneigt wird, was die Belastung auf die Nackenmuskulatur und die Wirbelsäule erhöht.
Langes Sitzen ohne Pausen: Das Verharren in derselben Position über längere Zeiträume kann Muskelverspannungen und eine verminderte Durchblutung verursachen.
Ungeeignete Bildschirmhöhe: Ein Monitor, der zu hoch oder zu niedrig platziert ist, kann den Nacken zwingen, in einer unnatürlichen Position zu verharren.
Exkurs: Sitzen ist das neue Rauchen
Sitzen ist das neue Rauchen„, fasst provokativ zusammen, was Studien seit
längerer Zeit belegen. Langes Sitzen am Stück (>8 Stunden) zeigte ähnliche Mortalitätsrisiken wie Übergewicht und Rauchen.
Übergewicht und Rauchen – wobei hier das lange Sitzen über viele Jahre betrachtet wird.
und Komorbiditäten nicht berücksichtigt. „Ein höhenverstellbarer Schreibtisch und ein individuell einstellbarer Bürostuhl schonen die Bandscheiben und beugen Verspannungen vor“, so die Physiotherapeuten. Sie empfehlen, den Büroarbeitsplatz ergonomisch zu gestalten, um aktiver und dynamischer sein zu können.
Fazit
Nackenschmerzen sind in den meisten Fällen gut behandelbar, insbesondere wenn die Ursache bekannt ist. Eine Kombination aus körperlicher Aktivität, Dehnübungen, ergonomischen Anpassungen am Arbeitsplatz und Stressbewältigung kann helfen, Nackenschmerzen zu lindern oder vorzubeugen.